Karsten Gollnow verlässt die Stadtkirchengemeinde

13.04.2025
ds_rk
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Kirche als Ort der Begegnung und Auseinandersetzung
Pfarrer Karsten Gollnow verabschiedet sich am 4. Mai bei seinem letzten Gottesdienst in der Stadtkirche Darmstadt
Pfarrer Karsten Gollnow verlässt nach sechs Jahren als Gemeinde- und Kulturpfarrer die Stadtkirchengemeinde. Am Sonntag, 4. Mai, hält er seinen letzten Gottesdienst um 10 Uhr in der Stadtkirche. Hier wird er über „Das Apostelkonzil – Petrus, Paulus und die Currywurst!“ predigen. Der Jugendposaunenchor wird den Gottesdienst mitgestalten. Karsten Gollnow wird ab Sommer als Schulpfarrer am Gymnasium in Michelstadt arbeiten.
An Gründonnerstag hat Karsten Gollnow, der auch Spiel- und Theaterpädagoge ist, noch einen besonderen Gottesdienst mit dem Theaterpädagogen Volkmar Hahn, mit dem er schon einige Projekte realisiert hat, gestaltet: An einem großen Tisch im Chorraum wurde ein Feierabendmahl serviert. Neben Wein, Baguette und Käse gab es unter dem Titel „Judas – ein Zerbrechen“ Szenen und Lieder, Liturgie und Texte. Kantor Christian Roß und ein Ensemble der Darmstädter Kantorei wirkten ebenfalls mit. Den Festgottesdienst am Ostersonntag gestaltete Karsten Gollnow gemeinsam mit der Kantorei.
Der Entschluss zu seinem Weggang sei ihm nicht leichtgefallen, doch sei dieser „zuletzt unumgänglich gewesen“, schreibt der Einundsechzigjährige im Gemeindebrief. Bereits kurz nach seinem Beginn im Sommer 2019 hatte die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beschlossen, zum Ende 2024 die Kulturpfarrstellen zu streichen, so auch die halbe Kulturpfarrstelle von Karsten Gollnow. Nachdem seine Kollegin Anita Gimbel-Blänkle in Ruhestand gegangen war, führte er als Pfarrperson die Gemeinde- und Kulturarbeit allein weiter.
Für den Nachbarschaftsraum City-Süd, zu dem die Stadtkirchengemeinde gehört, wird zurzeit eine neue Pfarrdienstordnung erarbeitet, die fünf Gemeinden werden künftig vier Pfarrstellen haben. Seinen Traum von einem „täglich geöffneten, sozialen, religiösen und kulturellen Begegnungszentrum mitten in der Stadt mit Café und Kunstausstellung, spirituellen und musikalischen Impulsen, Besichtigung der Fürstengruft, dem schönsten Blick über die Stadt vom Turm aus, einem Freiraum für gelebte und erfahrbare Menschlichkeit und dem lieben Gott immer mit dabei“, wie er es beschreibt, sei daher nicht mehr umsetzbar, und so habe er die Konsequenzen gezogen.
So wie sein „Stadtkirchen-Traum“ war ihm immer auch die Arbeit mit Heranwachsenden eine „Herzensangelegenheit“, wie er sagt. Daher wechselt er jetzt wieder in den Schuldienst. Bevor er zur Stadtkirche kam, war er Schulpfarrer im Berufsschulzentrum der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg, davor Gemeindepfarrer in Groß-Umstadt und davor 15 Jahre lang Schulpfarrer an der Bertolt-Brecht-Schule und der Justin-Wagner-Schule (jeweils eine 0,5-Stelle) in Darmstadt. Sein Vikariat hatte er in der Bessunger Petrusgemeinde absolviert.
Karsten Gollnow hat in den sechs Jahren an der Stadtkirche viele bewährte Formate seines Vorgängers Martin Schneider wie „Live!Jazz“ fortgeführt und neue wie die „Tischgespräche“ ins Leben gerufen. Er organisierte erfolgreich Passionspredigtreihen und den „Literarischen Herbst“. Ein Höhepunkt war sicherlich das Gastspiel von Schauspieler Ben Becker als Judas, den Gollnow 2020 in die Stadtkirche eingeladen hatte. In der Corona-Zeit bot er „Sessel-Gespräche“ mit namhaften Persönlichkeiten aus der Stadtkultur im Altarraum an, die auch gefilmt und online gestellt wurden, genauso wie Improvisationstheater.
Gollnows Anliegen war stets, dass „Theologie und modernes Leben, Vernunft und Glaube zusammenkommen“. Vor allem wollte er „in Dialog sein mit Menschen, die in der Kirche zu Hause sind und auch mit denen, die mit einem klassischen Gottesdienst nicht mehr viel anfangen können“. In jeder Veranstaltung im Kirchenraum, sei es ein Gottesdienst, eine Lesung oder ein Konzert, finde Begegnung statt und Auseinandersetzung über Lebens- und Glaubensfragen, so Gollnow.
Gern hat er in Kooperation mit anderen Kulturschaffenden in Darmstadt gearbeitet. Mit Julian Söller, der für die Stadtkirche beim Dekanat angestellt war und jetzt wie Gollnow die Gemeinde verlässt, hatte er zuletzt für ein Jahr einen Kulturmanager an der Seite.
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