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Gedenken an die Toten an den europäischen Außengrenzen

GedenkenKerzen-Zeremonie zum Gedenken der Fluchtopfer

Der Trauer um die Toten an den europäischen Außengrenzen Raum gegegeben hat eine Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag vor und im Justus-Liebig-Haus. Rund 100 Menschen kamen, um der Menschen zu gedenken, entzündeten Kerzen und erlebten im zweiten Teil ein bewegendes Theaterstück über die Schicksale von übers Mittelmeer Geflüchteten.

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„…die im Dunkeln sieht man nicht“
Gedenken an die Toten an den europäischen Außengrenzen am Volkstrauertag vor und im Justus-Liebig-Haus in Darmstadt

Nach und nach füllt sich das blaue Tuch, das das Meer symbolisieren soll, mit Kerzen. Teilnehmende entzünden zu Beginn des „Gedenkens an die Toten an den Europäischen Außengrenzen“ am Volkstrauertag Lichter für auf der Flucht ertrunkene oder anderweitig vor den Grenzen Europas ums Leben gekommene Menschen. Bis jetzt sind in diesem Jahr im Mittelmeer bereits knapp 2000 Menschen ertrunken.

Ein Trägerkreis aus kirchlichen und säkularen Gruppen und Einrichtungen in Darmstadt hatte bereits zum fünften Mal zu dem Gedenken am Volkstrauertag unter dem Titel „…die im Dunkeln sieht man nicht“ eingeladen. Für das Evangelische Dekanat Darmstadt haben Jürgen Zachmann, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung mit Schwerpunkt Integration und Teilhabe, und Ulrike Hofmann, Pfarrerin für Ökumene und Interreligiöses Gespräch, die Veranstaltung federführend mitorganisiert.

Nach der Kerzen-Zeremonie für die Fluchtopfer sprachen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Veranstalterkreis: Ein Sprecher von „Seebrücke Darmstadt“ trug ein berührendes Gedicht über das Schicksal von Flüchtenden auf dem Meer vor. „Heute trauern wir, doch wir wollen dabei nicht stehenbleiben“, sagte er und forderte „sichere und legale Fluchtwege nach Europa und eine menschenwürdige Aufnahme“, wofür er viel Applaus von den rund 100 Menschen bekam, die zu dem Gedenken gekommen waren.

Clemens Weßelburg von Amnesty International Darmstadt prangerte die EU-Politik der Abschiebung und Zurückweisung von Flüchtlingen an den Außengrenzen an, genauso wie die Beschlagnahmung von Rettungsschiffen in Italien, das brutale Vorgehen der libyschen Küstenwache und so genannte „Push-Backs“ etwa vor der Küste der Türkei. Hier werde das „Recht auf Asyl untergraben“. Es sei vielmehr „die Pflicht Europas, das Recht auf Leben zu schützen“, so Weßelburg. Niemand setze sich leichtfertig in ein marodes Boot.

Halima Gutale von „Halima aktiv für Afrika e.V.“, die selbst aus Somalia flüchten musste, mahnte an, dass Aktivisten für Flüchtende aus Afrika „keine große Lobby“ in Deutschland hätten. Die Solidarität der Deutschen etwa zurzeit mit Geflüchteten aus der Ukraine sei ungleich größer. Sie bat: „Bitte vergesst nicht die anderen, die vor Diktatoren und Kriegen flüchten.“

Im Anschluss führten junge Mitglieder der Theatergruppe „Wort und Herzschlag“ das Stück „Die Mittelmeer-Monologe“ im Dr.-Günter-Ziegler-Saal des Justus-Liebig-Hauses auf. In der szenischen Theaterlesung wurden zwei Geflüchtete, ein in der Seenotrettung Tätiger und eine Zuständige für das „Alarm Phone“ dargestellt. Die Texte hat der Autor Michael Ruf aufgrund von Interviews geschrieben. Gesungene Sequenzen begleitet von einer Cellistin untermalten die bewegende Lesung.

Da erzählten etwa die beiden politisch widerständigen Naomie aus Kamerun und Yassin aus Libyen von ihrem Schicksal auf der Flucht, fast ertrunken in den Wellen des Mittelmeers. Die Aktivisten Joe und Selma tun das, was selbstverständlich sein sollte: Menschenleben retten. Vor dem inneren Auge der Zuschauenden bilden sich in den 90 Minuten der Aufführung immer konkreter wahre Personen mit ihren traumatischen Erfahrungen, Hoffnungen und Sehnsüchten heraus.

Im anschließenden Publikumsgespräch war Gelegenheit, sich über diese intensive Erfahrung auszutauschen und über die Situation von Geflüchteten ins Gespräch zu kommen. Rosa Ackva vertrat hier die Organisation „Alarm Phone“, Stefan Kräh den Verein „Vielbunt“ und Pia Gaffron den Bereich Kirchenasyl beim Diakonischen Werk. Dabei ging es auch mit Bezug auf die gerade erlebten „Mittelmeer-Monologe“ um die Frage, wie sichere Fluchtrouten geschaffen werden könnten und welche Wünsche es an die Politik in Hessen gibt.

Der Trägerkreis ist sich einig, dass Deutschland, eine der reichsten Gesellschaften weltweit, mehr zur Rettung von Menschen im Mittelmeer und aus den hoffnungslos überfüllten Flüchtlingslagern in Südeuropa beitragen kann. In diesem Jahr wird die Genfer Flüchtlingskonvention 71 Jahre alt. Die 149 unterzeichnenden Staaten verpflichten sich dazu, Schutzsuchende nicht zurückzuweisen. Dass es dennoch gewaltsame Push-Backs auf dem Mittelmeer an den EU-Außengrenzen gibt, verurteilt der Trägerkreis: „Wir möchten für ein stärkeres Maß an Menschlichkeit sensibilisieren und damit den Sinn für das Gemeinwohl innerhalb unserer Gesellschaft stärken. Dazu machen wir auf die Missachtung der Genfer Flüchtlingskonvention durch EU-Staaten aufmerksam.“

Dem Trägerkreis gehören ClandestIni e. V., Seebrücke Darmstadt, Interreligiöser Arbeitskreis, Koordinationskreis Asyl Darmstadt, Evangelisches Dekanat Darmstadt, Katholischer Pastoralraum Darmstadt-Mitte, Antirassistische Gruppe Internationale Solidarität, pax christi Darmstadt, Ägyptischer Verein und Halima aktiv für Afrika e. V. an.

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