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Dekanat gedenkt Jahrestag des Ukraine-Krieges

Dekan Dr. Raimund Wirth hat die Kirchen bei der Kundgebung am Freitag zum Gedenken des Jahrestags des Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine vertreten. Am Samstag sprach die frühere Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse bei der Friedenskundgebung. Das ökumenische Friedensgebet am Montag, 27. Februar, auf dem Kapellplatz mit Ulrike Hofmann und Sven Sabary widmete sich ebenfalls dem Ukraine-Krieg.

Bildergalerie

Kirchen gedenken Jahrestag des Angriffskriegs
Beteiligung an Kundgebungen am 24. und 25. Februar,
ökumenisches Friedensgebet auf dem Kapellplatz am 27. Februar


Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat sich am 24. Februar gejährt. Auch die Kirchen beteiligten sich an der zentralen Kundgebung am Freitagabend in der Innenstadt. Nach einem Demonstrationszug vom Friedensplatz über Ludwigsplatz zum Luisenplatz sprach Dekan Dr. Raimund Wirth für die Kirchen (Wortlaut der Ansprache s. unten).

Eingangs hatte der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Yücel Akdeniz, Worte an die rund 800 Teilnehmenden an der Kundgebung bei Dauerregen gerichtet, anschließend Anne Jähn von der CDU sowie Dr. Christoph Rohloff, Kreisvorsitzender der FDP. Oberbürgermeister Jochen Partsch übernahm das Schlusswort der Kundgebung. Organisator und Moderator war Wolfram von Rotberg, Stadtrat und ehrenamtliches Magistratsmitglied.

Mehrere ukrainische Frauen gestalteten die Kundgebung mit: Zu Beginn hatte Julia Martovytska auf dem Friedensplatz ihr bewegendes Lied „Halte durch“ gesungen. Vor den Ansprachen trug die junge Ukrainerin Daria Konovalenko ihr Gedicht „Guten Abend, ich komme aus der Ukraine“ vor, das durch Diana Milev, die während der gesamten Kundgebung dolmetschte, anschließend auf Deutsch vorgetragen wurde. Eine berührende Rede hielt zudem Iryna Shved, wiederum übersetzt durch Diana Milev. Zum Abschluss sangen ukrainische und deutsche Schülerinnen gemeinsam das Falkenlied, und Julia Martovytska gab kraftvoll die ukrainische Hymne zum Besten.

Bei der Friedenskundgebung am Samstag, 25. Februar, ab 10.30 Uhr auf dem Friedensplatz auch die frühere Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse gesprochen. Sie hat die samstäglichen Kundgebungen von Anfang an begleitet. Schmidt-Hesse gedachte mit den Anwesenden in einer Schweigeminute der Opfer des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und rief dazu auf, in Anteilnahme und Solidarität nicht nachzulassen.  Sie ging auf die verschiedenen Hilfsaktionen und Positionen zum Krieg in Kirche und Gesellschaft ein und betonte die Notwendigkeit einer respektvollen öffentlichen Debatte, gerade über die Frage der Waffenlieferungen oder von diplomatischen Lösungen. Zum Schutz bedrohter Bevölkerungsgruppen und zur Wahrung des Rechts sei der Einsatz von Gewalt ethisch vertretbar. Zugleich gelte es, sich nicht allein auf Waffen zu fokussieren, sondern auch politische und diplomatische Lösungen zu suchen - so schwierig das sei. Dabei bezog sie sich auf kirchliche Stellungnahmen zum Gerechten Frieden, aber auch auf  den Philosophen Jürgen Habermas und auf einen Diplomaten, der zunächst begrenzte Waffenruhen an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten vorschlägt. „Es geht darum“, so Schmidt-Hesse, „dass wir den Opfern des russischen Angriffskrieges weiterhin beistehen und dass wir die Ukraine unterstützen, politisch, wirtschaftlich, humanitär. Auch mit sehr genau abgewogenen und abgestimmten Waffenlieferungen mit klarer Zielsetzung und in der Suche nach diplomatischen Lösungen.“

Am Montag, 27. Februar, fand das ökumenische Friedensgebet erstmals wieder auf dem Kapellplatz statt. Es hatte im Winter in der Innenstadtkirche St. Ludwig stattgefunden. Bei dem Friedensgebet am 27. Februar stand ebenfalls der Jahrestag des Angriffskriegs im Mittelpunkt. Ulrike Hofmann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Darmstadt und Pfarrerin für Ökumene und interreligiöses Gespräch im Evangelischen Dekanat Darmstadt, begrüßte die Teilnehmenden und führte in das Gedenken ein. Pfarrer Dr. Christoph Klock vom katholischen Pastoralraum Darmstadt-Mitte hielt eine Ansprache. Der evangelische Stellvertretende Dekan Sven Sabary leitete die Liturgie. Dr. Annette Laakmann, Präses des Evangelischen Dekanats Darmstadt, und Michael Mainka von der adventistischen Gemeinde "Leben im Zentrum" waren bei den Fürbitten beteiligt. Böger rahmte das Friedensgebet mit der Mundharmonika musikalisch ein und begleitete die Lieder "Hevenu Shalom" und "Herr, gib uns deinen Frieden". Claudia Ehry vom Verein Verein PDUM Partnerschaft Deutschland-Ukraine/Moldova e.V. berichtete von der Arbeit ihres Vereins, der Hilfsgüter in die Darmstädter Partnerstadt Ushgorod organisiert, am 1. März würden wieder zwei 40-Tonner mit Hilfsmitteln in die Ukraine fahren.

Das Friedensgebet findet nun wieder regelmäßig montags um 18 Uhr auf dem Kapellplatz statt und wird im Wechsel von verschiedenen Personen aus den ACK-Kirchen gestaltet.


In Erzhausen hatten der Verein Vergiss-mein-nicht e.V. und die Ev. Kirchengemeinde zu einer Mahnwache am Jahrestag am Freitag aufgerufen.

"Genau 1 Jahr ist es heute am 24.02.2023 her, als Russland die Ukraine überfallen hat. Seit dieser Zeit gab es von russischer Seite nur Terror, Morde, Verwüstung und vieles mehr. Städte wurden zerstört und Menschen wurden vertrieben.

Unsere Freunde in der Partnerstadt von Erzhausen in Ivanychi und der gesamten Ukraine leiden jeden Tag und haben Angst, weil sie nicht wissen, was als nächstes kommt.

Deswegen gibt es heute, am 24.02., vor der ev. Kirche in Erzhausen um 18.30 Uhr eine Mahnwache. Kommt alle und seid dabei und setzt ein Zeichen. Kommt mit Kerzen und Laternen und wenn möglich auch mit einer ukrainischen Flagge.

Wir hoffen, dass dieser Krieg bald ein Ende hat."

Ansprache von Dekan Dr. Raimund Wirth bei der Kundgebung am 24. Februar auf dem Luisenplatz:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Partsch,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich spreche hier die für Kirchen in Darmstadt.
Für die katholische Kirche, die evangelische Kirche und viele weitere christliche Gemeinden in Darmstadt.
Uns Kirchen schmerzt es zutiefst,
was die Ideologie des Nationalismus in Europa anrichtet.
Wir protestieren mit aller Kraft gegen ein nationalistisches Regime,
das mit Krieg Politik machen will.
Der russische Krieg gegen die Ukraine ist menschenverachtend.
Er verhöhnt die christlichen Werte.
Er ist Raub an der Gegenwart und der Zukunft von Menschen –
ein Götzendienst an der Nation mit furchtbaren Folgen.
Wir verurteilen diesen Götzendienst.
Als Kirchen stehen wir dafür,
Menschen zusammenzuführen, nicht gegeneinander aufzuhetzen.
Wir stehen für Frieden und Versöhnung.
Das gehört zu unserer DNA.
Die Kirche ist eine völkerverbindende Bewegung -
wer das verstehen will, muss nur die Pfingstgeschichte lesen.
Ja, ich weiß – die Kirchen waren und sind nicht vor Abwegen gefeit.
Die deutschen Kirchen, und ich spreche an dieser Stelle ausdrücklich als Protestant,
haben in einer Phase unserer Geschichte das Gift des Nationalismus getrunken.
Aber wir haben daraus gelernt.
Nie wieder!
Nie wieder Verrat an der Nächstenliebe.
Am Nationalismus ist nichts, aber auch gar nichts christlich.
Vor Gott sind alle Menschen gleich.
Christus führt Menschen zusammen über Grenzen hinweg.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist Verrat an den christlichen Werten.
Wir beten für die Opfer dieses Verrats
und treten für sie ein.
Helfen, wo wir können.
Und sind selbstverständlich klar darin,
dass die Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung hat.
Das ist keine Frage.
Wir beten aber auch für die Täter
und stellen uns ihnen entgegen,
indem wir uns nicht einschüchtern und spalten lassen.
Wir lassen es nicht zu, dass der Spaltpilz in unsere Gesellschaft getragen wird.
Und ich sage an dieser Stelle auch ganz deutlich:
Unsere russischen Mitbürgerinnen und Mitbürger haben selbstverständlich ihren Platz unter uns. Ich weiß aus Gesprächen, wie es vielen von ihnen das Herz bricht und wie es sie empört, was in der Ukraine geschieht. Es gibt auch welche, die der russischen Propaganda glauben. Daran zu arbeiten, dass Wahrheit und Lüge auseinandergehalten werden, ist eine zentrale Herausforderung für unsere offene, demokratische Gesellschaft. Sie geht uns alle an – im Persönlichen wie im Politischen.
Als Kirchen treten wir für Wahrheit und Recht ein.
Wir widersprechen denen, die den Angriffskrieg rechtfertigen.
Wir beten um Buße und Umkehr.
Wir beten auch – und das ist für mich als Kirchenvertreter schmerzlich zu sagen –
um Buße und Umkehr in der russisch-orthodoxen Kirche.
Dass sich Vertreter einer Kirche an die Seite der Angreifer stellen,
ist unerträglich.
Wer das tut, stellt sich außerhalb der Botschaft Jesu.
Götzendienst an der Nation ist mit dem Christentum nicht vereinbar.
Götzendienst an selbstherrlichen Autokraten auch nicht.
Götzendienst am Rausch militärischer Macht und Drohung auch nicht.
Wir werden nicht müde, das zu sagen.
Wir bleiben klar.
Wir lassen nicht nach darin,
für die Wahrheit und das Recht
und für die Opfer dieses Angriffskriegs einzutreten.
Das gilt heute und das gilt morgen.
Wir werden weiter beten und arbeiten -
für den Frieden,
für das Recht,
für die Freiheit.
Darum sind wir heute hier
an diesem furchtbaren Jahrestag.
Wir lassen uns nicht lähmen.
Wir bleiben klar.
Vielen Dank.

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