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Wochenimpuls von Eva Engler

Eva Engler

Seit einem Dreivierteljahr schreibt Pfarrerin Eva Engler jede Woche einen Impulstext der Seelsorge für die Menschen auf dem Campus des Elisabethenstifts. Er reflektiert auf das Leben in und mit der Pandemie im Verlauf des Jahres und des kirchlichen Jahreskreises und hat sich allmählich auch über das Klinikgelände hinaus verbreitet.

Seit einem Dreivierteljahr schreibt Pfarrerin Eva Engler jede Woche einen Impulstext der Seelsorge für die Menschen auf dem Campus des Elisabethenstift.  Er reflektiert auf das Leben in und mit der Pandemie im Verlauf des Jahres und des kirchlichen Jahreskreises und hat sich allmählich auch über das Klinikgelände hinaus verbreitet. Gottesdienste können dort  aus Hygienegründen kaum stattfinden und auch die Besuche sind mit Auflagen verbunden und reichen nicht aus. So ist dies eine Form, die regelmäßig einen Kontakt herstellt und Menschen verbindet. Es gibt Rückmeldungen über E-Mails und Telefonate oder bei zufälligen persönlichen Begegnungen. Manchmal wird daraus ein kleiner Austausch und so eine regelmäßige und verlässliche Verbindung.

Wochenimpuls

Der Krokus

Er kündet von der Frühlingszeit,
weil seine Blüten sprießen,
er kokettiert im Frühlingskleid
auf noch verschlafenen Wiesen.
Noch ruht die meiste Blumenpracht,
noch blüht nicht viel im Garten,
doch ist der Krokus aufgewacht,
denn er kann’s nicht erwarten.
In lila, gelb, weiß, violett
ist er ein Frühaufsteher
und zeigt in Gärten sich adrett
als hübscher Frühlingsspäher.
Alfons Pillach

Am Samstag waren alle im Garten. Rundum wurden Fenster und Balkone geputzt und die Stühle in die Sonne gerückt. Die Heimwerker bohrten und hämmerten. Sträucher und Bäume müssen geschnitten werden. Es war wie ein Aufbruch nach einem langen Winterschlaf. Die Vögel haben den schon lange hinter sich.

Der Beginn der Passionszeit am letzten Mittwoch steht dem nicht entgegen.
Das Fasten früherer Zeiten fiel passend zusammen mit den knapp gewordenen Vorräten. Der Mangel an Vitaminen und frischer Kost war wohl auch ein Grund für die vielfach auftretende Frühjahrsmüdigkeit. Das ist lange vorbei. Wer heute noch fastend auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet, tut es wegen der Gesundheit und der Figur und das oft ganz unabhängig vom kirchlichen Kalender.  Obwohl: immer noch füllen viele Zeitschriften ihre Rezeptseiten im Februar und März mit Diätplänen.

Die spirituellen Begleiter durch die Passionszeit dagegen haben ihre Überschrift längst geändert in „7Wochen ohne …“. Sie wollen einen Anstoß dafür geben, sich auf das zu besinnen, was vielleicht einmal wichtig und hilfreich war, aber unbemerkt längst zur belastenden Gewohnheit geworden ist. Wie wäre es, einmal das sein zu lassen?

„Loslassen“ heißt darum die Devise und es geht auch nicht mehr um Entbehrung und „Selbstkasteiung“. Wer mag, kann nachschlagen und sich kundig machen, was sich einmal für Schrecklichkeiten hinter diesem altertümlichen Begriff verborgen haben.

Dieses Jahr aber höre ich viele, denen die Einschränkungen, die seit einem Jahr alles beherrschen, genug sind. Sie wollen zu all den Verzichtsgeboten nicht auch noch selbstgewählte dazu fügen.  Lieber einmal auf- und durchbrechen wie der Krokus und all das Belastende, Abgestorbene und Lebensferne abwerfen. Das täte gut!

Die Verlautbarungen der Expertenrunden zur Pandemie muten dagegen an, wie Wettervorhersagen für Hobbygärtner. Man möchte, kaum ist der Schnee geschmolzen, allen Frostschutz entfernen und anfangen zu pflanzen und zu säen, da wird wieder eine neue Kältewelle gemeldet. Erfahrene und Professionelle kommen darum schon gar nicht auf solche Freilandideen. Die Natur richtet sich zwar nach dem Licht und sprießt wohl gelegentlich auch auf volles Risiko, doch sie trauert auch nicht um Verluste.
Ich möchte mir darum lieber mehr Zeit nehmen und loslassen, was mich treibt oder schwer macht, ganz sicher aber nicht auf das, was das Herz leicht und die Seele froh werden lässt.

In der Sonne sitzen oder spazieren gehen, wo immer sich die Gelegenheit bietet, gehört dazu. Nach der Winterstarre in Bewegung kommen und tief durchatmen möchte ich. Und verzichten will ich am liebsten auf die ständige Kontrolle der Inzidenzwerte und Infektionszahlen. Sie helfen nicht weiter. Mein Friseurtermin ist erst in vier Wochen und wenn nicht, kann ich es nicht ändern. Sollten Geschäfte ihre Türen öffnen, werde ich es merken. Stattdessen will ich den Frühling suchen. Der wird kommen!

Darauf ist Verlass!

Eva Engler

Wochenimpuls zum Download: hier

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