Schließung des Kinder- und Jugendhauses Huette

02.10.2025
ds_rk
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Stellungnahme
Offene Kinder- und Jugendarbeit Huette sowie Jugendkulturarbeit *huette
In den vergangenen Monaten haben die Wissenschaftsstadt Darmstadt und das Evangelische Dekanat Darmstadt intensiv geprüft, ob ein Weg gefunden werden kann, den Betrieb des Kinder- und Jugendhauses Huette fortzusetzen. Das Dekanat Darmstadt hatte im Juni beschlossen, den Betrieb wegen des hohen und nicht gegenfinanzierten Investitionsbedarfs in das Gebäude zum 31. Dezember 2025 zu beenden.
Die für einen Weiterbetrieb nötigen Finanzmittel betreffen die nötige Gebäudesanierung und Instandsetzung, die laufende Instandhaltung, den Aufbau einer entsprechenden Rücklage sowie alle Personal-, Sach- und Betriebskosten. Vorschläge zu einer Finanzierung gab es in den letzten Wochen von verschiedenen Seiten. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt und das Dekanat Darmstadt waren sich darin einig, alle Möglichkeiten eines Weiterbetriebs der Huette ernsthaft zu prüfen. Die entsprechenden Gespräche wurden engagiert geführt.
Das Dekanat Darmstadt hat seit vielen Jahren das Jugendhaus Huette mietfrei für die Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Darmstädter Innenstadt (Planungsbezirk Mitte) zur Verfügung gestellt. Das Ende 1958 erbaute Jugendhaus ist in die Jahre gekommen und weist gravierende bauliche Mängel auf. Da dem Dekanat für die subsidiär übernommene Offene Kinder- und Jugendarbeit keine Miete gezahlt wurde, wurden keine Rücklagen aufgebaut, um nun die nötige Sanierung des Gebäudes zu finanzieren.
Der Finanzierungsbedarf für das Gebäude einschließlich des für die Kinder- und Jugendarbeit sowie die Jugendkulturarbeit ebenfalls genutzten Anbaus („Y-Bau“) werden für die kommenden drei Jahre auf ca. 370.000.- € geschätzt. Dies umfasst insbesondere die akut nötigen Investitionen in den Brandschutz und die Aktualisierung der Baugenehmigung (ca. 177.000.- €), die weitere Instandsetzung von ca. 25.000.- €/Jahr ab 2027, den Aufbau einer Substanzerhaltungs-Rücklage von ca. 26.000.- €/Jahr sowie die Instandhaltung und bauliche Verwaltung von ca. 20.000 €/Jahr. Die zu erwartenden Preissteigerungen und kirchliche Vorgaben sind in diese Schätzungen eingeflossen. Für einen Zeitraum von neun Jahren wird der Investitionsbedarf auf ca. 1,38 Mio. € geschätzt. Zusätzlich zu den genannten Positionen fallen hier besonders die dringend erforderliche Erneuerung der Elektrik und die damit verbundenen Kosten für Wände, Böden, Akustikmaßnahmen etc. von ca. 505.000.- € ins Gewicht. Kosten für eine energetische Sanierung sind nicht berücksichtigt, da davon ausgegangen wird, dass diese auch erst nach 2035 durchgeführt werden könnte.
Das Dekanat hat die Offene Kinder- und Jugendarbeit sowie die Jugendkulturarbeit nach dem Subsidiaritätsprinzip im Auftrag der Stadt Darmstadt durchgeführt. In der Vergangenheit hat das Dekanat erhebliche Ressourcen und Kirchensteuermittel für diese Arbeit zur Verfügung stellen müssen und glücklicherweise auch können. Dazu zählen zum Beispiel rund 50% des Stellenumfangs der Stadtjugendpfarrstelle für die Leitung (Dienst- und Fachaufsicht) der Mitarbeitenden der Huette und der *huette. Darüber hinaus bestehenseelsorgerliche, beratende und berufsbegleitende Angebote für die Mitarbeitende. Schließlich wurde eine personelle, inhaltliche und zeitliche Unterstützung durch weitere Mitarbeitende des Dekanats, z. B. in den Bereichen Hausmeisterdienste, Verwaltungsfachkräfte, Öffentlichkeitsarbeit, Bau- und Hausverwaltung zur Verfügung gestellt. Die Räume im Gebäude der Huette einschließlich des Anbaus wurden für die Offene Kinder- und Jugendarbeit sowie die Jugendkulturarbeit, abgesehen von einem Betriebskostenersatz, kostenfrei zur Verfügung gestellt. Aufgrund der deutlich zurückgehenden Finanzkraft der Kirche ist es nun aber nötig, dass eine im Auftrag der Kommune übernommene Jugendarbeit entsprechend durch die Kommune oder Dritte refinanziert wird.
Das Dekanat Darmstadt hat der Stadt Darmstadt verschiedene Varianten aufgezeigt, wie es die Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Huette und die Jugendkulturarbeit*huette in Zusammenarbeit mit der Stadt fortsetzen kann. Dafür ist die Gegenfinanzierung der anfallenden Kosten, d.h. der Personal- und Gebäudekosten, unerlässlich. Das Dekanat verfügt im Planungsbezirk Mitte über keine geeigneten alternativen Räume und könnte auch diese nicht - wie es bisher in der Kiesstraße der Fall war - mietfrei zur Verfügung stellen.
Leider zeigte sich, dass es für die kommunale Aufgabe der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Jugendkulturarbeit in der Kiesstraße weder der Stadt noch dem Dekanat trotz zahlreicher und intensiver Gespräche möglich war, die erforderliche Finanzierung im nötigen Umfang von 1,38 Mio. € für die kommenden neun Jahre sicherzustellen. Dieser Zeitraum wurde aus dem Kreis potentieller Drittmittelgeber als Voraussetzung für eine Mitfinanzierung genannt. Mit Verweis auf ihre Haushaltslage hat die Stadt Darmstadt dem Dekanat mitgeteilt, dass es auch ihr weder möglich ist, die bisherigen Förderverträge auf eine auskömmliche Finanzierung des Betriebs anzupassen noch die nötige Finanzierung der Gebäudekosten sicherzustellen.
Das Dekanat Darmstadt bedauert sehr, dass es nicht gelungen ist, eine Fortsetzung des Betriebs der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Huette sowie der Jugendkulturarbeit *huette über den 31. Dezember 2025 hinaus in den Räumen des Dekanats zu vereinbaren.
Für die künftige Nutzung der Räumlichkeiten in der Kiesstraße 16 und 18 sind noch keine Konzepte erarbeitet worden, weil das Dekanat auf eine Lösung für eine Weiterfinanzierung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Jugendkulturarbeit gehofft hatte. Das Dekanat wird die zukünftige Nutzung nach Beendigung der Arbeit klären.
Das Dekanat Darmstadt legt auch nach der Schließung des Angebots in der Kiesstraße einen besonderen Schwerpunkt auf die Kinder- und Jugendarbeit. Das zeigt sich nicht nur in der Einrichtung einer zusätzlichen 0,5-Stelle für die Organisation und Durchführung von Freizeitangeboten im vergangenen Jahr, sondern auch daran, dass der Bereich Kindertagesstätten den bei weitem größten Einzelposten im Dekanatshaushalt darstellt. Die gemeindlichen Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit der Philippusgemeinde in Kranichstein und der Matthäusgemeinde in der Heimstätten-Siedlung setzen ihre Arbeit fort. In den zahlreichen weiteren Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit in den Kirchengemeinden des Dekanats sind Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer Konfession oder Religion willkommen. Diese Angebote werden überwiegend vom Gemeindepädagogischen Dienst des Dekanats organisiert, dessen Ressourcen wiederum überwiegend für die Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung gestellt werden.
Das Dekanat wird trotz der Schließung des Arbeitsbereichs der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Jugendkulturarbeit keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht das Dekanat in gemeinsamen Gesprächen, in die auch die Mitarbeitendenvertretung eingebunden ist, nach guten Perspektiven für eine Tätigkeit ab dem 1. Januar 2026.
Das Dekanat Darmstadt dankt der Wissenschaftsstadt Darmstadt für die langjährige gute Zusammenarbeit in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Jugendkulturarbeit. Das Dekanat ist weiterhin bereit, nach dem Subsidiaritätsprinzip soziale Aufgaben zu übernehmen. Durch die breit aufgestellte kirchliche Kinder- und Jugendarbeit leistet das Dekanat auch zukünftig einen wesentlichen Beitrag dafür, dass Kinder und Jugendliche sowohl Orte der Begegnung, als auch ihrer Lebenssituation angemessene Angebote und verlässliche Begleiterinnen und Begleiter haben.
Dr. Annette Laakmann
Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands
Sven Sabary
Stellvertretender Dekan
Darmstadt, 2. Oktober 2025
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