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Stele an der Heinrichstraße

DekanatDreiflügelstele in Darmstadt

Die "Dreiflügelstele" ist von dem Künstler Roger Rigorth an die EKHN übergeben worden. Sie steht jetzt auf dem Vorplatz des neuen Gebäudekomplexes der Zentren Seelsorge und Beratung sowie Bildung und der Christophorusgemeinde an der Heinrichstraße in Darmstadt. Eingeladen zur Übergabe hatten das Zentrum Verkündigung sowie die Referatsgruppe Kirchliches Bauen der EKHN.

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DekanatRoger Rigorth vor der Stele

Engel mit Hoffnung und Aktivismus

Künstler Roger Rigorth übergibt „Dreiflügelstele“ für Vorplatz der EKHN-Zentren und Christophorusgemeinde in Darmstadt

Als „rätselhaftes Ding“ präsentiert es sich erst einmal auf dem Vorplatz des neuen evangelischen Campus an der Heinrichstraße. So beschreibt Dr. Markus Zink, Referent für Kunst und Kirche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die „Dreiflügelstele“. Der Künstler Roger Rigorth hat am Samstag sein Werk der Kirche übergeben. Eingeladen dazu hatten das Zentrum Verkündigung sowie die Referatsgruppe Kirchliches Bauen der EKHN. Zu Gast waren der Planungsdezernent der Stadt Darmstadt, Michael Kolmer, sowie Dezernent für Finanzen, Bau und Liegenschaften der EKHN, Thorsten Hinte. Weiterhin waren Mitarbeitende der Zentren, Pfarrerin Renate Kluck und Kirchenvorstandsvorsitzender André Everts der Christophorusgemeinde sowie weitere Gemeindeglieder, Nachbarn und Gäste gekommen.

„Was soll das denn sein?“ fragen laut Dr. Markus Zink vielleicht Menschen, die an dem Kunstwerk vorbei laufen oder fahren – „Kunst gibt zu denken.“ In jedem Fall zeuge das Werk von Kreativität und weise damit auch auf das hin, was hinter der Fassade der Gebäude geschieht, die die EKHN-Zentren Seelsorge und Beratung sowie Bildung zum einen und die Evangelische Christophorusgemeinde zum anderen beheimaten.

Steht man vor dem Kunstwerk, könnte man sich wie eine Ameise oder eine Biene am Fuße eines Pflanzenstängels mit einer Samenkapsel fühlen, so Dr. Markus Zink. Die Stele spiele mit der Größenordnung und mit der Phantasie. Der Mast besteht aus einem Eichenbaum, die Flügel, Blätter oder Finger weiter oben aus Metall, erklärt der EKHN-Kunstexperte. Ein Zusammenspiel aus Organischem und Metallischem, vielleicht auch eine „neue Art von Techno-Engel“, mutmaßt Dr. Markus Zink, „oder doch ein Pflanzenstängel?“ Das Werk könnte auch eine offene Hand, ein Fingerzeig nach oben in den Himmel, eine segnende Hand darstellen – als Sinnbild dafür, dass Gemeinde und Zentren im lebendigen Kontakt mit Gott stehen. Die Deutungsoffenheit sei bei Kunst eben auch ein Merkmal ihrer Lebendigkeit. Die vielen Assoziationsmöglichkeiten sollen zum Betrachten und Nachdenken anregen.

Der Künstler Roger Rigorth selbst berichtet erst einmal von dem ganz praktischen Problem, vor knapp einem Jahr, noch bevor er den Auftrag erhielt, an Holz zu kommen. Dann beschreibt er selbst die Entstehung seines Kunstwerks, das nicht hinter verschlossenen Türen im Atelier entstanden sei, sondern „in der Auseinandersetzung mit der Welt, unter Einbeziehung der Menschen“. Des Künstlers Aufgabe sei, „das Morgen heute schon zu sehen“, Dinge zu schaffen, die Kultur und Identität stiften und mitunter erst Jahre später verstanden würden.

Begonnen hatte Roger Rigorth mit der Auftragsarbeit noch vor Ausbruch des Krieges, „noch vor der Zeitenwende, aber mitten in der Pandemie“. Als er das Modell baute, habe er „noch anders gefühlt“. Das Werk hätte sich später verändert: „Heute habe ich das Bedürfnis, dass uns Flügel wachsen.“ Jetzt sei die Stele tatsächlich „engelsgleich“, mit Flügeln und mit Licht. Mit einem Engel verbinde Rigorth „Hoffnung und Aktivismus“ – „Beides brauchen wir heute ungeheuer, beides könnte uns heute aus der Bredouille führen, wir müssen angesichts der Krisen ins Tun kommen.“

Im anschließenden Gespräch mit dem Künstler äußerte ein Gast die Assoziation mit einem Mast und einem Segel. Ein anderer verriet, dass das Kunstwerk bereits einen Spitznamen habe: „Schneebesen“. Wo Spitznamen gegeben werden, drücke sich Liebe aus, kommentierte Dr. Markus Zink. So gebe es in Darmstadt etwa die „Schepp Schachtel“ (Darmstadtium) oder die „Käseglock“ (Kuppelkirche St. Ludwig). Auf Kritik, dass Kirche für ein solches Kunstwerk Geld ausgebe, erwiderte Zink, dass hier „jeder Cent gut angelegt“ sei, denn man bekomme auch etwas zurück. „Ein Ding, das die Welt noch nicht gesehen hat“, so der Kunstexperte. Kirche fühle sich verpflichtet, wie alle öffentlichen Bauträger einen kleinen Anteil des Baubudgets in Kunst zu investieren, damit die Gebäude ein Gesicht bekommen, so Dr. Markus Zink und Wolfgang Steinborn von der Referatsgruppe Kirchliches Bauen der EKHN.  

Wolfgang Steinborn hielt einen Rückblick auf den Prozess von der Auswahl des Künstlers bis zu dessen Entwurf. Roger Rigorth habe der Lineatur der Architektur mit seiner Plastik etwas Spielerisches entgegengesetzt. Anders als bei dessen anderen Werken, die aus Naturmaterialien bestehen und eine Lebenszeit von einem halben Jahr bis drei Jahre hätten, halte die „Dreiflügelstele“ als „Kunst am Bau“, bei der auch verzinkter Stahl und Tauwerk verarbeitet wurden, mindestens 20 Jahre, wie der Künstler erklärte. Wie die Gebäude einmal neu gestrichen werden müssten, müsse auch an seinem Kunstwerk möglicherweise neu geflochten werden. Der Eichenstamm verändere sich, vergraue, aber verrotte wegen seiner Gerbsäure nicht. Dass sich das Material verändere, drücke auch ein Stück Ehrlichkeit aus, „meine eigene Ehrlichkeit, in der Welt zu stehen“, so der Künstler, der in Münster bei Dieburg lebt.

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