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Stahlskulpturen unter dem Himmel

DekanatStahlkünstler Georg-Friedrich Wolf

Georg-Friedrich Wolf zeigt unter dem Titel "Stahlskulpturen unter dem Himmel" Werke aus seinem Zyklus „The Missing Piece“ bis 21. August im Brunnenhof der Paulusgemeinde. Der Künstler, der in Freiburg geboren und im Darmstädter Paulusviertel aufgewachsen ist, führte bei der Vernissage in sein umfangreiches Werk, das auf der ganzen Welt verteilt ist, ein.

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Zeitzeugen in Stahl
Georg-Friedrich Wolf kehrt mit seiner Kunst in seine Heimatgemeinde zurück

Der Stahlkünstler Georg-Friedrich Wolf zeigt Werke aus dem Zyklus „The Missing Piece“ noch bis 21. August im Brunnenhof der Paulusgemeinde Darmstadt. Geöffnet täglich von 10 bis 20 Uhr.

Seine Kunst zeugt nicht von seiner eigenen Person, sagt Georg-Friedrich Wolf. Die Themen, die er in seiner Kunst behandelt, betreffen vielmehr alle, „das Leben, die Welt“. Nur der Ausdruck dessen durch seine Kunstwerke sei persönlich. Der Künstler, der in Freiburg geboren und in Darmstadt im Paulusviertel aufgewachsen ist, zeigt zurzeit eine Auswahl seiner Stahlkunstwerke im Brunnenhof der Paulusgemeinde. Bei der Vernissage gab er interessante Einblicke in sein Schaffen.

Der Titel zur Ausstellung sei ihm in Erinnerung an den Himmelfahrtsgottesdienst gekommen, den er mit Pfarrer Hanno Wille-Boysen in der Corona-Zeit in der Paulusgemeinde erlebt habe: „Stahlskulpturen unter dem Himmel“. Eigentlich wäre er jetzt mit einem Kunstprojekt auf dem „Dach der Welt“, im Himalaya. Doch dies sei wegen Corona verschoben worden, so dass er kurzfristig nun in der Paulusgemeinde ausstellt. „In Darmstadt ist der Himmel der Erde genauso nah wie im Himalaya“, so Wolf. Hanno Wille-Boysen würdigte denn auch die Rückkehr des Künstlers, der durch die Welt gereist sei, an den Ort seiner Jugend. Wolf hat seit vorigem Jahr auch sein Atelier in Darmstadt, nachdem er fast 30 Jahre im Hofgut Habitzheim gearbeitet hat. Da gehörte natürlich die eine oder andere Anekdote dazu, etwa, dass er als Jugendlicher beim Stundenschlag am Mittag einmal 13 statt 12 Mal geläutet hätte.    

Das große Puzzle inmitten des Brunnenhofs zieht sofort die Blicke auf sich, nicht zuletzt, weil ein Teil in der Mitte fehlt. „The Missing Piece“ heißt der Zyklus, aus dem das 7,2 Tonnen schwere Werk mit 49 – 1 Teilen stammt. Es stellt eine Essenz seines Schaffens dar: Durch seine Reisen in die arabische Welt, nach Asien und Indien sowie durch sein Geschichtsinteresse habe sich der Künstler sich mit „Fragen der Kommunikation, der Menschheitsgeschichte, der Völkerverständigung und Toleranz“ beschäftigt. Immer wieder sei Wolf dabei auf das Problem der Lehrstelle, des fehlenden Teils gestoßen. Ob Einstein, Kant oder Galilei, allen fehlte ein letztes Stück des Beweises für ihre Weltbilder. Es sei ihr Lebenswerk gewesen, ihre Sehnsucht, den Beweis zu finden. Mit seiner Skulptur wolle Georg-Friedrich Wolf zeigen, dass es nicht notwendig sei, die Lücke zu füllen, sonst sei es langweilig. Die Suche sei vielmehr „eine der größten Triebfedern der Menschheit“.

„Ich liebe Puzzlestücke“, bekannte Georg-Friedrich Wolf, „jedes hat seinen Ort.“ Viele seiner Puzzleteile seien auf der ganzen Welt verteilt. Die abstrakten Formen der Puzzleteile seien „figürlich, harmonisch, erotisch“, so Wolf. Doch plötzlich habe er das Bedürfnis gehabt, Teile zu massakrieren. Anlass war der Syrienkrieg, der ihn berührte. Seine Trauer und Wut drückte er in künstlerischer Zerstörung aus, so dass ein Riss durch ein Puzzleteil geht, auch in der Ausstellung im Brunnenhof zu sehen. Ein Gegenpol bildet ein Engel aus Stahlgerüst, der „heilend, verzeihend und schön“ sei.

Wie kam Georg-Friedrich Wolf zu seinem Material Stahl? Als Kind habe er sich beim Schuhmacher immer gefürchtet, wenn beim Schleifen der Nägeln Funken flogen. Schließlich machte er eine Schlosserlehre, auch aus Reiz, diese Angst zu überwinden, wie er sagt. Nach dem Meister als Metallgestalter wurde er zum Restaurator für historische Metallarbeiten berufen und reiste durch Europa, den Nahen und Mittleren Osten, Amerika und Indien. Er entwickelte sein Handwerk zur Kunst weiter. Auf seinen Reisen arbeitete er mit internationalen Künstlern zusammen und beteiligte sich an Ausstellungen etwa in den USA und in Israel, stellte selbst an vielen Orten in Deutschland, unter anderem am Kanzleramt in Berlin, in Italien, Indien und Dubai aus. Fast 30 Jahre arbeitete er im Atelier für angewandte und bildende Kunst im Hofgut Habitzheim. Seit 2019 ist er in seinem eigenen Atelier und Projektraum „Halle 109“ in Darmstadt tätig.

In seiner Tätigkeit als Restaurator hat Georg-Friedrich Wolf seine Spuren in manchen Kirchen hinterlassen wie etwa auch in der Pauluskirche und in St. Ludwig in Darmstadt. Auch am Jugendstilbad, am Hochzeitsturm, am Jugendstilensemble auf der Mathildenhöhe oder an der Toranlage an der Orangerie in Darmstadt hat Wolf gearbeitet.

Vor zwei Jahren hat Wolf mit 70 Flüchtlingen eine Skulptur unter dem Titel „Odyssee“ erschaffen, die vor dem Kanzleramt in Berlin zu sehen war, aber auch Teil der Ausstellung der Diakonie Deutschaland, „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“, war. In der Corona-Zeit hat Wolf jetzt ein Projekt gestartet, das Kunst und Solidarität verbinden soll: Mit gespendeten Alteisenteilen aus der Bevölkerung kreiert er eine sieben Meter hohe Skulptur, die dem Erzengel Michael, der etwa in Rom als Bezwinger der Justinianischen Pestepidemie dargestellt wird, abstrahiert. Ein Kunstwerk, das „den Menschen angesichts der in unserer Zeit einzigartigen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Krise wieder Mut und Zuversicht geben soll“, wie es Georg-Friedrich Wolf beschreibt, „Karitas, Solidarität, Geist und Seele sind die herausragenden Eigenschaften, die uns als Menschen auszeichnen. Daraus schaffen wir Kultur!“ Die Errichtung dieser Skulptur soll „uns angesichts von Lockdown und Selbstisolation mit der notwendigen, positiven Kraft erfüllen, diese Krise letztendlich gemeinsam zu überwinden“, so Wolf. Seit vielen Jahren schon setze er sich mit seinen Skulpturen vielseitig mit der menschlichen Hybris auseinander – „dem Glauben, die Natur beherrschen zu können“, so Wolf. Wie groß dieser Irrtum sei, führe die Covid-19-Epidemie mit großer Wucht vor Augen.  

Georg-Friedrich Wolfs Freiluft-Ausstellung „Stahlskulpturen unter dem Himmel“ ist im Brunnenhof der Evangelischen Paulusgemeinde, Niebergallweg 20, in Darmstadt täglich von 10 bis 20 Uhr noch bis 21. August zu sehen.

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