"Rollenden FarbRaum" hat mit Platz 29 Chance auf Preis

04.04.2019
ds_rk
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Auf welches Projekt ist Ihre Gemeinde besonders stolz?
Im Juni 2017 haben wir in unserer Kirchengemeinde einen ganz besonderen Wohnwagen eingeweiht: Der „Rollende FarbRaum“ ist ein zum Malatelier umgebauter Wohnwagen, in dem therapeutisches Malen für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Nähe ihrer Unterkünfte ermöglicht wird. Flüchtlinge aller Nationen haben im „Rollenden FarbRaum“ die Chance ohne Worte ihre Erfahrungen mit Hilfe des Begleiteten Malens zu verarbeiten. Der „Rollende FarbRaum“ ist etwas ganz besonderes, weil wir direkt vor Ort zu den Flüchtlingen kommen können und ihnen so die Möglichkeit bieten, in ihrem sozialen Umfeld kreativ zu sein. Gleichzeitig bietet der „Rollende FarbRaum“ eine ganz wertvolle Möglichkeit für interkulturelle Begegnungen. Geflüchtete Mädchen und Jungen sowie Erwachsene verschiedener Nationalitäten können zusammen frei malen und kulturelle Unterschiede dabei als Bereicherung wahrnehmen. Durch dieses einzigartige Projekt werden Flüchtlinge frühzeitig gefördert, ihre Kompetenzen werden gestärkt, sie fühlen sich wertgeschätzt und im persönlichen Umfeld wahrgenommen.
Im „Rollenden FarbRaum“ erschließt sich den Flüchtlingen eine neue Welt der Wahrnehmung. Unsere erfahrenen Malbegleiterinnen sind den Flüchtlingen dabei eine wertvolle Unterstützung. Da viele Flüchtlinge immer wieder kommen, wenn sie den farbenfroh gestalten Wohnwagen in ihrer Unterkunft sehen, können wir sie kontinuierlich begleiten. Wir freuen uns immer sehr, wenn wir die Frage hören „Wann kommt ihr wieder?“ und dadurch spüren welche Bedeutung das Malen für die Flüchtlinge hat.
Wir begleiten die Flüchtlinge aber nicht nur beim Entstehen ihrer Bilder, sondern es sind auch soziale Kompetenzen gefragt. Wer im Wohnwagen malt, lernt Rücksicht zu nehmen, sich in eine Gruppe einzufügen, und auf kleinem Raum interaktiv mit sich und anderen in Kontakt zu treten. Da Flüchtlinge aller Kulturen und jeden Alters miteinander malen, sind die Gruppen meist durchmischt, so dass auch interkulturelle Begegnungen und gegenseitige Wertschätzung eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere für männliche Flüchtlinge ist dies von besonderer Bedeutung, um ihr Rollenverständnis in unserer Gesellschaft zu definieren.
Die Idee zum „Rollenden FarbRaum“ wurde von einem unserer Gemeindemitglieder, Alfred Niedecken und seiner Frau Michaela entwickelt, die durch ihre langjährige Tätigkeit am Institut für Humanistische Kunsttherapie Darmstadt (IHKD) vielfältige Erfahrungen im Bereich der Kunsttherapie gesammelt haben.
Was zeichnet Ihre Gemeinde aus und macht diese so besonders?
Unsere Kirchengemeinde liegt in einem sozialen Brennpunkt am südlichen Stadtrand von Darmstadt-Eberstadt. Etwa 6.500 Menschen aus verschiedensten Nationen leben hier, mehr als 60 % der Kinder unter 15 Jahren sind auf Transferleistungen angewiesen. Manche sind aus den früheren Staaten der Sowjetunion zugewandert, andere aus Nigeria, Ghana oder Togo oder einem anderen Land. In diesem bunten und spannungsvollen Quartier leben wir als evangelische Kirchengemeinde und treten für die Belange aller, die hier leben, ein. Wir freuen uns über den religiösen und interkulturellen und auch sozialen Reichtum in unserer Kirchengemeinde und sind Teil verschiedener Netzwerke im Stadtteil.
Was würden Sie mit dem Preisgeld im Rahmen Ihres Projektes machen?
Mit dem Preisgeld wollen wir neben unseren bisherigen Malaktivitäten, vor allem die Förderung der Jungen und männlichen Flüchtlinge stärker in den Blick nehmen. Gerade die männlichen Flüchtlingskinder und Jugendlichen haben einen verstärkten Integrationsbedarf. Sie können im „Rollenden FarbRaum“ ihre Ohnmachtserfahrungen verarbeiten und dadurch ein neues Rollenbild kennen lernen. Wir halten es für besonders wichtig, männlichen Jugendlichen eine Chance zu geben, sich auf kreativem Weg zu öffnen und dadurch ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden.
Kurzbeschreibung Ihrer Gemeinde:
Zu unserer Kirchengemeinde gehören etwa 1.400 Menschen. Wir sind Trägerin einer viergruppigen Kita. Unser Pfarrhaus haben wir umgebaut und nutzen es für die offene Kinderarbeit. Jeden Sonntag feiern mehr als hundert Menschen in unserem Gemeindezentrum Gottesdienst: einen traditionellen, interkulturell gemischten Gottesdienst und danach einen zweiten, der von pfingstlerisch-charismatischem Charakter ist. Der Keller unseres Gemeindezentrums wird als „Farbraum“ mit einem kunsttherapeutischen Angebot genutzt. Dies war mit einer der Gründe für die Entstehung des „Rollenden FarbRaums“.
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