Dr. Christiane Rieth geht in Ruhestand
Telefonseelsorge
15.03.2021
ds_rk
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Anleiten, beraten und Netzwerken
Dr. Christiane Rieth geht nach fast 27 Jahren in der Leitung der Telefonseelsorge in Ruhestand
Corona hat viele Arten von Not mit sich gebracht. Auch seelische. Das haben Dr. Christiane Rieth und das Team der 80 Ehrenamtlichen in der Telefonseelsorge Darmstadt im vergangenen Jahr erlebt und erleben es weiterhin. Es wurden 10 Prozent mehr Gespräche als im Vorjahr geführt, sagt Dr. Christiane Rieth. Das Thema Einsamkeit, schon immer der traurige Spitzenreiter unter den Themen, nahm noch einmal deutlich zu und bestimmte ein Drittel der Gespräche, wie sie berichtet. Die evangelische Psychologin leitete fast 27 Jahre lang die Telefonseelsorge in Darmstadt, immer in ökumenischer Verantwortung zusammen mit einer katholischen Kollegin oder einem katholischen Kollegen, seit neun Jahren gemeinsam mit Pastoralreferent Ralf Scholl. Jetzt geht Dr. Christiane Rieth mit 63 Jahren in den vorgezogenen Ruhestand.
Gefreut hat sich die promovierte Psychologin, dass die Telefonseelsorge eine wichtige Funktion in der Corona-Krise einnehmen konnte und noch immer kann als Beratungsangebot der Kirchen für alle Menschen“. Bei Belastendem durch Corona, aber auch durch anderes, was es immer auch noch gibt. Besonders stolz ist sie auf das „tolle Team von 80 Ehrenamtlichen“, das rund um die Uhr in Schichten den Dienst am Telefon leistet. Und auch auf das ökumenische Miteinander. Auch gelang es gut, die Aus- und Fortbildung sowie die Supervision der Ehrenamtlichen auf Online-Veranstaltungen umzustellen und so trotz der Corona-Einschränkungen die Qualitätssicherung zu gewährleisten, sagt Dr. Christiane Rieth.
„Wir müssen kreativ bleiben“, sagt Dr. Christiane Rieth, die vor ihrem Psychologiestudium Krankenschwester und in der Fort- und Weiterbildung in der Krankenpflege tätig war. Dass öffentliche Veranstaltungen der Telefonseelsorge, die es sonst jedes Jahr gemeinsam mit dem Bündnis gegen Depression, der Trauerseelsorge und der Technischen Universität Darmstadt gab - wie ein Vortrag über Suizid von jungen Menschen - nicht stattfinden konnten, bedauert sie sehr. Sie hofft, dass der Heiligabendspaziergang für belastete Menschen in diesem Jahr wieder möglich sein wird.
Aus- und Fortbildung, Supervision und Organisation der Dienstpläne waren ihre Hauptaufgaben. Doch sie griff auch immer wieder selbst zum Hörer und nahm sich der Anliegen der Anruferinnen und Anrufer an. Das sei wichtig gewesen, um „Kontakt zur Basisarbeit zu halten“, sagt sie. „Manche Schicksale, die sehr bedrückend sind, nimmt man auch mit nach Hause“, berichtet sie, doch im Laufe der Jahre habe sie gelernt, das Gehörte „in ihren Alltag zu integrieren“, wie sie es beschreibt, und auch für sich selbst gut zu sorgen. Dabei helfe ihr, viel draußen in der Natur zu sein, zu wandern, auch ihr Ehepartner und ihr soziales Umfeld unterstützen sie, wie sie sagt. „Es ist wichtig, gut eingebettet zu sein und viel Stärkendes um sich herum zu haben.“ Dies seien etwa auch ihre Kolleginnen und Kollegen gewesen, mit denen sie sich gut habe austauschen können.
In der Telefonseelsorge habe sie „die passende Stelle“ für sich gefunden. „Ich bin zufrieden mit vielem, was ich erreicht habe“, sagt sie. Einiges hätte sie gern noch zu Ende gebracht, etwa die Einführung der Chat-Beratung in Darmstadt. Dies soll nun in den nächsten zwei Jahren so weit sein. „Das ist sinnvoll, da der Chat ein weiterer wichtiger Zugang zu Seelsorge und Beratung geworden ist“, sagt sie. Doch auch das klassische Telefon sei nach wie vor aktuell. Auch am Netz für Suizidprävention hätte sie gern noch weitergeknüpft. „Mir war das Netzwerken grundsätzlich sehr wichtig.“ Doch mit Themen wie Suizidprävention oder auch selbstbestimmtes Sterben wird sich die Psychologin auch in ihrem Ruhestand noch weiter beschäftigen. Auch die Fachdiskussion wird sie vermissen, aber für sich selbst weiterverfolgen.
Schön findet sie es, dann aus dem Eingespanntsein in den 24-Stunden-Dienst heraus zu sein. In ihrem Ruhestand will sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann noch mehr ihrem Engagement beim Darmstädter Friedensforum widmen und „das Fernziel einer atomwaffenfreien Welt verfolgen“, wie sie sagt. Ansonsten „mal gucken, was so kommt“. Wenn es wieder möglich ist, möchte sie in jedem Fall reisen. Am 17. März ist Dr. Christiane Rieth in kleinem Rahmen im Gottesdienst mit Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse verabschiedet worden, anschließend in größerem Rahmen per Videokonferenz vom gesamten Team. Ihre Nachfolgerin Pfarrerin Anke Leuthold beginnt am 1. April.
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