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Dekanat bei Demo gegen Rechts

Das Dekanat hat sich an der Kundgebung "Demokratie verteidigen! Gegen Rechtsextremismus!" am Dienstagabend in Darmstadt beteiligt. Dekan Dr. Raimund Wirth sprach für die Kirchen. Dekanatsmitarbeitende nahmen mit Bannern und Schildern teil. Rund 17000 Menschen versammelten sich auf dem Karolinenplatz. Die Innenstadt war zeitweise gesperrt.

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Das Dekanat hat mit aufgerufen zur Kundgebung "Demokratie verteidigen! Gegen Rechtsextremismus!" und sich am Dienstagabend auch aktiv beteiligt. Dekan Dr. Raimund Wirth sprach für die Kirchen und Religionsgemeinschaften. Dekanatsmitarbeitende nahmen mit Bannern und Schildern teil. Viele Gemeindeglieder waren zudem dem Aufruf gefolgt. Rund 17000 Menschen versammelten sich insgesamt auf dem Karolinenplatz und den angrenzenden Plätzen und Straßen. Die Innenstadt war zeitweise gesperrt.

Sozialdezernentin Barbara Akdeniz moderierte das Programm auf der Bühne. Nach der Begrüßung durch Ordnungsdezernent Paul Wandrey sprach als erstes Oberbürgermeister Hanno Benz, danach die Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt, Prof. Dr. Tanja Brühl. Für die IHK hielt Matthias Martiné eine Rede, für den DGB Robin Schäfer und für die Bewegung "Frauen Leben Freiheit" Lilian Teymouri. 

Hier der Wortlaut der Ansprache von Dekan Dr. Raimund Wirth:

Liebe Darmstädterinnen und Darmstädter,

es ist großartig, wie viele Menschen hier sind, um ein Zeichen zu setzen.
Auch wir Kirchen freuen uns sehr darüber!
Gemeinsam sagt die Darmstädter Zivilgesellschaft:
Wir verteidigen unsere Demokratie.

Wir alle fragen uns:
Was ist los ist in unserem Land?
Warum ist das nötig, dass wir hier sind?
Wie kann das sein, dass Extremisten Zulauf haben
und extremistische Parteien Wählerinnen und Wähler finden?

Viele, mit denen ich spreche, sagen:
Es ist so viel Unsicherheit da.
Die Welt ist so kompliziert geworden.
So unüberschaubar.

Ja, es stimmt:
Wir leben in einer komplizierter gewordenen Welt.
Krieg in der Ukraine und in Israel.
An vielen anderen Orten Krieg und Instabilität.

In unserem Land eine Inflation.
Lebensmittel und Energie sind teurer geworden.
Gerade Menschen mit geringem Einkommen trifft das.

Auch sonst ändert sind viel.
Wir sind in einem Strukturwandel.
Neben vielem anderen geht es darum,
das große Ziel zu erreichen,
klimaneutral zu wirtschaften und zu leben.

Ja, es gibt viel Veränderung.
Das belastet die Menschen – finanziell, aber auch seelisch.

Wie gehen wir Menschen mit Veränderungen um?

Manche ignorieren die Realität.
Manche verdrehen die Fakten, bis sie angeblich passen.

Manche beschuldigen andere und sagen:
Die anderen sind verantwortlich sind für alle Probleme.
Sündenböcke werden gesucht und gefunden und Hass geschürt.

Liebe Darmstädterinnen und Darmstädter,

die menschenverachtende Idee einer „Remigration“ ist ein gefährlicher Versuch, mit Hass auf andere Politik zu machen.
Die menschenverachtende Idee einer „Remigration“ appelliert in verantwortungslose Weise an urtümliche Triebe
von Revierverhalten
und Angst
und Kampf.
Menschen werden gegen Menschen emotionalisiert.

Das gefährdet die Basis unseres Zusammenlebens.
Dagegen wehren wir uns!

Als Vertreter der Kirchen sage ich:
Die Hetze gegen Menschen tritt unser abendländisches,
christlich-humanistisches Erbe mit Füßen.

Es ist eine Lüge der Extremisten,
dass sie unsere Traditionen und Werte schützen.
Sie verraten sie.

Der angebliche Patriotismus der Extremisten ist auch eine Lüge.
Mit ihrer Radikalisierung und Spaltung gefährden die Extremisten die Zukunft unseres Landes. Das ist total antipatriotisch!

Wir alle stehen für einen anderen, für einen guten Umgang miteinander.
Wir setzen auf Dialog und Menschlichkeit und Vernunft.
Wir setzen auf gesellschaftlichen Zusammenhalt und menschliche Wärme.
Einander sehen. Einander hören.
Zuhören.
Meinungsverschiedenheiten aushalten,
ohne sich gleich emotionalisieren zu lassen
und bitte ohne Sündenbockmechanismen.

Zusammenhalt und Wärme.
Wir alle können in unserem Umfeld dazu beitragen, dass niemand sich ausgeschlossen und zurückgelassen fühlt und den Extremisten in die Arme läuft. Wir müssen auch politisch dafür sorgen, dass niemand zurückgelassen wird.

Aber eines muss immer klar sein:
Es gibt Diskurs und es gibt Hassrede.
Wir wehren uns gegen jede Hassrede und jeder Verrohung des Diskurses.
Wir wehren uns dagegen, wenn Menschen ausgegrenzt werden.

Wir wehren uns in aller Klarheit dagegen,
wenn die bleibende Verantwortung aus der deutschen Geschichte relativiert wird.
Der Holocaust ist kein „Fliegenschiss“ in der deutschen Geschichte. Wie entsetzlich dieser Ungeist bis heute wirkt, sehen wir daran, dass auch bei uns in Darmstadt die Synagoge von der Polizei geschützt werden muss. Das ist ein Skandal, an den wir uns nicht gewöhnen dürfen.
Wir dulden keinen Antisemitismus und keinen anderen Hass.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ich vertraue darauf:
Wärme ist wohltuender als Kälte.
Vernunft und Zusammenhalt sind stärker als Hass und Spaltung.
Überzeugender als die geballte Faust ist die ausgestreckte Hand.

Vielen Dank fürs Zuhören
und dass Sie da sind.

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