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Darmstädter Dialog "Deutschland - Russland"

Dr. Franz Grubauer, Leiter der Evangelischen Stadtakademie, hat den "Darmstädter Dialog: Deutschland - Russland" als eine Initiative der Stadtgesellschaft gegründet. Bei einer Pressekonferenz im Staatstheater stellten sich die Unterzeichner mit ihrem Anliegen der Öffentlichkeit vor.

Die Liste der Unterzeichner ist lang. Dr. Franz Grubauer von der Evangelischen Stadtakademie Darmstadt hat neben Technischer Universität, ESA/Esoc und Staatstheater viele weitere namhafte Partner mit ins Boot eines Dialogprojekts mit Russland geholt.

Schon lange ist es Dr. Franz Grubauer ein Anliegen, den Dialog mit Russland gerade in Darmstadt, einer Stadt mit zahlreichen nicht nur historischen Bezügen zu diesem Land, zu verstärken. Seit er vor drei Jahren die Leitung der Stadtakademie übernommen hat, hat er rührig Kontakte zu Personen und Institutionen der Stadt und Umgebung geknüpft. Jetzt hat er gemeinsam mit verbindlichen Partnern den „Darmstädter Dialog: Deutschland - Russland“ bei einem Pressegespräch vorgestellt, ein Beitrag zur Friedenserhaltung gegen Nationalismus und Populismus, wie Grubauer sagte. Gastgeber war das Staatstheater, das sich an dem Dialogprojekt mit einem Gastspiel und einem Darmstädter Gespräch zum Thema Ende des Jahres sowie mit Kammergesprächen beteiligen wird, wie Intendant Karsten Wiegand ankündigte. Er wolle gerade auch jüngere Menschen in den Dialog miteinbeziehen.

Bei dem „Darmstädter Dialog: Deutschland - Russland“ handele es sich um eine zivilgesellschaftliche Initiative, um einen Austausch zwischen Kunst, Wissenschaft und Religion. Das gemeinsame Verständnis gründe darauf, dass die besondere historische Verbindung Darmstadts und des Großherzogtums Hessen-Darmstadt zu Russland Anlass biete, um zwischen Deutschen und Russen einen übergreifenden Dialog ins Leben zu rufen, so Grubauer. „Gerade heute, da die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland belastet sind, scheint es umso wichtiger, Verbindungen und Gespräche zwischen den Menschen aufrecht zu erhalten“, sagt Dr. Franz Grubauer.

Das wechselseitige Wissen voneinander und das Verstehen der Kulturen und ihrer geschichtlichen Unterschiede seien ein Ausgangspunkt. Ein Dialog, der einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben leisten wolle, könne kein unpolitisches Projekt sein. Verständigung und Akzeptanz erforderten wechselseitige Wahrnehmung und Sensibilität für Kultur, Geschichte und die Bedeutung von Religion und freiheitlichen Grundwerten. Das Dialogprojekt solle kein „riesengroßes Ding sein am Anfang“, so Grubauer: „Wir fangen an und sehen, wie es weitergeht.“

Angesprochen für dieses Bündnis habe Grubauer in erster Linie Institutionen „mit eigenem Apparat“ und eigenen Veranstaltungsräumen mit bereits bestehenden Kontakten nach Russland, so dass diese selbstständig oder in Kooperationen Angebote planen können. Stiftungen könnten etwa Geld für Austausche zur Verfügung stellen. Die Liste der bislang 15 Unterzeichner sei nicht abgeschlossen. „Spannende Querverbindungen und Synergien“ sollten hier ermöglicht werden. Die Initiative solle als gemeinsames Netzwerk neue Impulse, Sponsoren, Kontakte und Austauschprogramme ermöglichen. Die Evangelische Stadtakademie selbst wolle sich im Herbst mit der Vorstellung russischer Persönlichkeiten wie etwa des Malers und Architekten El Lissitzky, der von 1909 bis 1914 an der Hochschule Darmstadt studierte, „auf Spurensuche“ begeben.

Auch das Evangelische Dekanat Darmstadt-Stadt ist als Unterzeichner dabei. Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse erinnerte bei dem Pressegespräch an Martin Niemöller, der 1952 trotz heftiger Kritik auf Einladung der russisch-orthodoxen Kirche nach Russland reiste und so Verständigung und Frieden förderte. Daran und an das Friedensengagement des Ökumenischen Rates der Kirchen, der in diesem Jahr 70-jähriges Jubiläum feiert, solle erinnert werden. „In Darmstadt leben und arbeiten viele Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen, die aus Russland stammen“, so die Dekanin. „Wir wollen das gemeinsame Gespräch über Religion und Kultur fördern.“ Dr. Manfred Efinger, Kanzler der Technischen Universität (TU) Darmstadt, lobte die „hervorragende Initiative“ und sprach von einer „dramatischen Abwärtsspirale“ der Beziehungen zu Russland. Die TU verdanke es nur russischen Elektrotechnik-Studenten Ende des 19. Jahrhunderts, dass die Universität damals nicht geschlossen worden sei. Bis heute sei die Kooperation seiner Einrichtung mit Russland „von zentraler Bedeutung“.  

Von einer „belasteten Situation“ sprach auch Bülent Ersoy vom Amt für Interkulturelles und Internationales der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Mit dem neu gegründeten Dialog könnten Brücken zur Stabilisierung geschlagen werden. Hier sollten auch Migrantenvereine in der Stadt - 120 gebe es insgesamt - mit einbezogen werden. Auch der Darmstädter Verein „Dialog e.V. Bildungs-, Kultur- und Integrationsverein der Deutschen aus Russland“ zählt zu den Unterzeichnern.

„Wissenschaft ist in hoher Qualität nur international machbar“, sagte Andreas Schlossarek vom GSI Heimholtzzentrum für Schwerionenforschung. Der „Blick in die Welt“ sei schon dem Institutsmitgründer Prof. Dr. Rudolf Bock, der selbst in russischer Kriegsgefangenschaft war, wichtig gewesen. Seit 1970 pflege das GSI eine Kooperation mit einem Institut im russischen Dubna. „Wir sehen in der Wissenschaft zuerst den Menschen und nicht die politischen Systeme“, so Schlossarek. Der deutsch-russische Dialog sei schon „ewig Realität“ bei der GSI.

Auch die Russin Prof. Dr. Olga Rosmej, die seit 18 Jahren bei der GSI ist, bestätigte, dass der Dialog mit ihrem Heimatland hier „tägliches Leben“ sei. Die GSI pflege das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft. Ein russisches Künstler- und Wissenschaftlerpaar, das auch bei dem Pressegespräch anwesend war, zeigt derzeit seine Bilder unter dem Titel „Die Einheit der Welt“ bei der GSI. Sie brachte ihren Dank für die neue Initiative „Darmstädter Dialog: Deutschland - Russland“ als „wichtiges Dach“ zum Ausdruck. Jetzt könne man wieder Ideen entwickeln und auch finanzielle Hilfe erwarten.  

Das Hessische Staatsarchiv hat mit dem Großherzoglichen Haus- und Familienarchiv eine reiche Verbindung zu Russland etwa mit hunderten von Briefen der Prinzessinnen, die nach Russland geheiratet hatten, aus dem 19. Jahrhundert. Das Interesse hieran durch Kultureinrichtungen habe zugenommen, sagte Rainer Maaß.  

Dass das sogenannte „Memorandum zur Wissenschaftsstadt“, an dem die Schader-Stiftung mitgearbeitet hat, eine gute Basis für den deutsch-russischen Dialog in Darmstadt sei, betonte Alexander Gemeinhardt. Die Schader-Stiftung wolle etwa beim „Verstehen von Systemen“ ein Forum bieten. Dazu passe auch das Jahresthema „mehr wagen 1968-2018“ der Schader-Stiftung.  

Martina Eicke von der Stiftung Heiligenberg berichtete von deren erstem Projekt, das so genannte Russenhaus, das einst Bediensteten der Zaren diente, im Schloss zu sanieren. Dieses diene heute als Dokumentations- und Informationszentrum. Mit dem neuen „Forum Heiligenberg“ wolle man das Stiftungsziel der Völkerverständigung verfolgen, anknüpfend an die Friedensdiplomatie des 19. Jahrhunderts, die von Jugenheim ausging. Das Schloss Heiligenberg war Stammsitz der Familie Battenberg. Als Volksdiplomatie verstehe sie Austausch, Information und Diskussion der Bürger. Die Stiftung unterstütze zudem Städtepartnerschaften zwischen deutschen und russischen Städten.  

Zu den Unterzeichnern zählen weiterhin die Europäische Weltraumorganisation ESA/Esoc, das Deutsche Polen-Institut, der Bund Deutscher Architekten in Darmstadt, Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, Staatssekretär a.D., sowie Ruth Wagner, Vorsitzende des Kunstvereins. Diese schlug vor, eine Liste von Partnerinstitutionen in Russland anzufertigen.

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