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Kirchenasyl verteidigt: Breite Solidarität

Jürgen Zachmann150 Menschen haben sich an der Matthäuskirche versammelt

Die Matthäusgemeinde hatte zur solidarischen Begleitung eines Besuchs der Ausländerbehörde am Donnerstag aufgerufen. Die Angst, dass der Mann aus Syrien aus dem Kirchenasyl abgeschoben werden könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Dem Schutzsuchenden wurde mitgeteilt, dass sein Asylverfahren nun in Deutschland (Rheinland-Pfalz) begonnen werden kann. Die Erleichterung ist groß. Das Dekanat dankt allen, die sich engagiert haben.

Aktuelle Pressemitteilung des Dekanats vom 17. August zum Verlauf:

Pressemitteilung

Meldung vom 16. August 2023: Bedrohtes Kirchenasyl

Aufruf zur solidarischen Begleitung des Besuchs der Ausländerbehörde in der Matthäusgemeinde am 17. August 2023 um 6.30 Uhr

In der Matthäusgemeinde hat sich für Donnerstag, 17. August, die Ausländerbehörde (ABH) des Kreises Mainz-Bingen angekündigt. Seit einigen Wochen befindet sich in der Matthäusgemeinde ein Syrer im Kirchenasyl, dem eine Abschiebung nach Malta droht. Die 6-monatige Überstellungsfrist, in der die deutschen Behörden ihn im Rahmen der Dublin-III-Verordnung nach Malta abschieben könnten, endet am 18.8. Danach würde der Fall des jungen Familienvaters im deutschen Asylverfahren behandelt werden. Vor dem Kirchenasyl wohnte der Mann in Rheinland-Pfalz, wohin er im Anschluss an das Kirchenasyl zum Asylverfahren auch zurückkehren wird.

Noch ist unklar, ob es in Darmstadt zu einem Bruch des Kirchenasyls wie im Juli im Kreis Viersen/NRW kommen wird. Bisher respektierten die Behörden das Kirchenasyl in den allermeisten Fällen. Die ABH Mainz-Bingen gibt an, dass es lediglich um ein Gespräch ginge. Dieter Müller SJ, stellv. Vorsitzender der Ökum. BAG Asyl in der Kirche: „Wir nehmen die Ausländerbehörde beim Wort und gehen davon aus, dass es sich wirklich nur um eine Überprüfung handelt, ob die Person sich tatsächlich im Kirchenasyl aufhält. In einem Kirchenasyl gibt es nichts zu verbergen, niemand wird versteckt. Allerdings haben viele der Menschen, die wir ins Kirchenasyl aufnehmen, in einem anderen EU-Mitgliedstaat schwere Menschenrechtsverletzungen erlebt und nun einen Ort des Schutzes gefunden, an dem sie durchatmen können. Solche Aktionen der Behörden, bei denen den Betroffenen nicht klar ist, worum es geht und möglicherweise eine Abschiebung eingeleitet werden soll, verunsichern die gesamte Kirchenasyl-Bewegung.“

Thomas Camphausen, Vakanz-Pfarrer der Matthäusgemeinde in Darmstadt: „Wir hoffen sehr, dass es morgen früh nicht zu dramatischen Szenen kommt und bitten die Behörden dringend, vom Bruch des Kirchenasyls abzusehen. Wir haben A. ins Kirchenasyl aufgenommen, weil wir seine Not gesehen haben und stehen jetzt auch zu dieser Entscheidung. Im Kirchenasyl soll A. vor einer Abschiebung nach Malta bewahrt werden. Der Bericht des Anti-Folter-Komitees des Europarats kritisiert, dass die Bedingungen dort so problematisch seien, dass sie zusammen eine unmenschliche und herabwürdigende Behandlung ausmachen könnten. Dies durch eine Abschiebung hinzunehmen, entspricht nicht unserem christlichen Verständnis von Menschlichkeit.“

Um die breite Unterstützung für A. sichtbar zu machen, ruft die Gemeinde dazu auf, am Donnerstagmorgen um 6.30 Uhr ein Zeichen zu setzen und sich am Heimstättenweg 75 in Darmstadt einzufinden.  

Während im Jahr 2022 insgesamt 4200 Menschen von Deutschland in andere EU-Mitgliedstaaten abgeschoben wurden, hat Deutschland gleichzeitig 3700 aus anderen EU-Ländern zurückgenommen. In den vorhergehenden Jahren war die Differenz noch geringer. „Das Dublin-System macht die EU zu einem großen Verschiebebahnhof, auf dem Zeit und Ressourcen vergeudet und Lebensentwürfe und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft zerstört werden. In Fällen, in denen wir einen besondere Härte für die Betroffenen erkennen, stellen wir uns als Gemeinden und Gemeinschaften schützend dazwischen und gewähren Kirchenasyl.“, so Müller.

Ökum. Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V.

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Aufruf der Matthäusgemeinde:

Kirchenasyl in Gefahr - Wir brauchen Eure Unterstützung

In einer bisher noch nie dagewesenen Aktion soll am Donnerstag, 17. August, 7 Uhr, ein Mann, der sich zurzeit im Kirchenasyl in der Ev. Matthäusgemeinde befindet, von Herrn Bernd Mißkampf, dem stellvertretenden Leiter der Ausländerbehörde Mainz/Bingen, "besucht" und vermutlich zru Abschiebung nach Malta abgeholt werden.

Wir wollen das Kirchenasyl verteidigen und A. schützen.

Dafür braucht es viele engagierte Menschen wie Euch, Öffentlichkeit und zivilen Ungehorsam.

Wir verlangen Respekt vor dem Kirchenasyl und stellen uns vor A.

Wir bitten Euch, am Donnerstag, den 17. August, ab 6.30 Uhr vor der Matthäus-Kirche, Heimstättenweg 75, durch Eure Anwesenheit das Recht auf Kirchenasyl zusammen mit uns zu verteidigen.

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Bisherige Berichte:
https://www.fr.de/rhein-main/droht-syrischem-fluechtling-die-abschiebung-trotz-kirchenasyl-92462498.html
https://www.echo-online.de/lokales/darmstadt/wird-erstmals-das-kirchenasyl-in-darmstadt-gebrochen-2769724
https://www.hr4.de/programm/podcast/rhein-main/ein-syrer-im-kirchenasyl-in-der-matthaeus-gemeinde-in-darmstadt-soll-ausgewiesen-werden-1630h,podcast-episode-122728.html

Kontakte:
Dorothea Köhler, ehrenamtliche Begleiterin des Kirchenasyls in Darmstadt, 01577 1584164.
BAG Asyl in der Kirche e.V., info@kirchenasyl.de

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